Regelmäßig ermittelt das renommierte Gallup Institut Zahlen zu LGBT Personen in den Vereinigten Staaten. Nach 2017 wurde am 24.02.2021 wieder eine Aktualisierung der Studie zur „LGBT Identification“ veröffentlicht. Die neuesten Ergebnisse basieren auf mehr als 15.000 Interviews, die im Jahr 2020 mit Amerikanern im Alter von 18 Jahren und älter durchgeführt wurden. Gallup hatte zuvor jährliche Aktualisierungen seiner täglichen Tracking-Umfragedaten aus den Jahren 2012-2017 gemeldet. Für die Jahre 2018 und 2019 wurde keine routinemäßige Erhebung der LGBT-Identifikation durchgeführt. Die nun vorgestellte Studie bietet nun ausführlichere Auswertungen und Details zu den erhobenen Daten. Erstmals konnten die Umfrageteilnehmer*innen nicht nur angeben, ob sie sich zur LGBT-Gruppe zuordnen (Ja/Nein), sondern welche geschlechtliche Orientierung bzw. geschlechtliche Selbstaussage, also L (lesbisch), G (gay/schwul), B (bisexuell) oder T (transgender) auf sie zutrifft. Kritisch anzumerken ist, dass die Studie keine Unterscheidung zwischen sexueller Orientierung und geschlechtlicher Selbstaussage macht. Es wurde lediglich die Identifikation mit der Gruppe LGBT und welchem „Buchstabe“ davon erfragt.
Für diesen Blog sind die Daten, welche zur Personengruppe der transgeschlechtlichen, transsexuellen, transidenten und transgender Personen – im internationalen Sprachgebrauch werden diese unter „transgender“ zusammengefasst – ermittelt wurden besonders interessant.
Laut der Studie von Gallup bezeichnen 0,6 % der erwachsenen Amerikaner sich selbst als transgender. Bei einer Gesamtbevölkerung (CountryMeters, Stand 02/2021) von 332,9 Mio. Menschen entspricht dies einen Anteil von knapp 2 Mio. transgender Personen. Übertragen wir die Zahlen der Erhebung auf Deutschland, so entspricht dies einem Bevölkerungsanteil in Deutschland von über 500.000 Personen.
Interessant wird die Betrachtung nach Altersklassen. Unter den 18- bis 23-jährigen bezeichnen sich 1,8 % als transgender. Unter den 24- bis 39-jährigen beträgt der Anteil 1,2 %.
Die Studie zeigt deutlich, dass es ausgeprägte Generationsunterschiede gibt. Einer der Hauptgründe, warum die LGBT-Identifikation im Laufe der Zeit zugenommen hat, ist, dass jüngere Generationen sich weitaus häufiger als etwas anderes als heterosexuell betrachten und auch weniger Probleme damit haben, dazu zu stehen. Weil die Amerikaner zunehmend die Gleichberechtigung von Schwulen, Lesben und transgender Personen unterstützen, identifiziert sich ein wachsender Prozentsatz der Amerikaner als LGBT.
Da jüngere Generationen sich weitaus häufiger als ältere Generationen als LGBT bezeichnen, ist davon auszugehen, dass der Bevölkerungsanteil noch deutlich höher ist.
Die ausgeprägten Generationsunterschiede werfen die Frage auf, ob die höhere LGBT-Identifikation bei jüngeren als bei älteren Amerikanern eine echte Verschiebung der sexuellen Orientierung widerspiegelt oder ob sie lediglich eine größere Bereitschaft jüngerer Menschen zeigt, sich als LGBT zu identifizieren. In dem Maße, wie es viele ältere Amerikaner gibt, die eine LGBT-Orientierung nicht anerkennen wollen, könnten die Gallup-Schätzungen die tatsächliche Prävalenz in der Bevölkerung unterschätzen.
Link zur Gallup Studie: LGBT Identification Rises to 5.6% in Latest U.S. Estimate (gallup.com)